Leinenlänge
Mit einer anderen Leinenlänge kann man die Flugeigenschaften eines Kites einfach und effektiv verändern. Und der boardway Leinenservice gibt dir mit Extensionlines oder beim Anfertigen eines Leinensatzes in Wunschlänge die Möglichkeit dazu. Doch gibt es in diesem Bereich noch eine große Unwissenheit. Und es haben sich ein paar Legenden eingebürgert, mit denen wir aufräumen wollen.
Zunächst wollen wir die unterschiedlichen Windfenster mit verschieden langen Leinen betrachten. Ein Windfenster entspricht bekanntlich in etwa einer viertel Kugel, deren Radius eine Leinenlänge ist. Je kürzer die Leine ist, umso kleiner ist das Windfenster also. Ein Rechenbeispiel: Wenn wir von einem Windfenster von 180 Grad ausgehen und unsere Leinenlänge von 27 auf 25 Meter verringern, muss der Kite von links nach rechts statt 85 nur noch 76 Meter fliegen, also stolze neun Meter weniger. Bei 20 Meter langen Leinen sind es sogar nur noch 63 Meter, also noch einmal eine 13 Meter kürzere Strecke. Nicht nur das Windfenster wird kleiner, folglich auch Powerzone und Softzone.
Legende 1: Kurze Leinen machen den Schirm schneller
Nein, ein Kite wird mit kurzen Leinen nicht schneller. Vor allem, wenn man „schnell“ auf das Drehtempo bezieht. Vielen wird es sogar so vorkommen, dass der Kite an langen Leinen schneller dreht. Da das Windfenster mit kurzen Leinen wesentlich kleiner ist, hat man auch weniger Platz zum Steuern des Kites. Wählt man hingegen lange Leinen, kann man wilde Figuren in den Himmel fliegen. Das Flugtempo kommt einem mit kurzen Strippen natürlich größer vor, da der Kite einen kürzeren Weg durch das Windfenster hat. Da jede Lenkbewegung sich schneller auf die Position im Windfenster auswirkt, vermittelt das ein sehr direktes Fluggefühl.
Legende 2: Kurze Leinen sind besser für böige Winde
Man hört öfter, dass bei böigen Winden kurze Leinen besser seien. Das muss jedoch nicht stimmen. Zwar lassen sich Böen durch das kleinere Windfenster wesentlich schneller ausbremsen, doch fällt in den Windlöchern der Kite auch weiter im Windfenster zurück. Kommt dann die nächste Böe, bekommt man zunächst viel Druck ab und bremst den Kite durch die Leinen schnell aus. Der Drachen schießt nach vorn, wo dann der Druck zum Weiterfahren nach der Böe mitunter fehlen kann. Einfacher formuliert: Der Kite zappelt mehr hin und her. Somit fühlt sich bei unkonstanten Bedingungen ein Schirm an kurzen Leinen oft ruppiger an, als dasselbe Modell mit langen Strippen. Und noch dazu steht ein Kite an kurzen Leinen instabiler. Hier ist oft die goldene Mitte die richtige Wahl: gut auszubremsen, aber nicht zu empfindlich auf Windlöcher reagierend.
Leinen und Windbereich
Kurze Leinen für Sturm und lange für Leichtwind, generell stimmen wir dieser Faustformel zu. Nicht ohne Grund schulen die Kiteschulen in vielen Starkwindrevieren oft mit kurzen Leinen. Lange Leinen bei Sturm machen auch keine wirkliche Freude. Der Schirm ist schwerer auszubremsen, da die Wege länger werden. Man muss also länger auf der Kante stehen, bis der Kite an Zug verliert. Doch wenn man langsam fährt, den Schirm tief fliegt und das Board maximal bremst, macht die Leinenlänge keinen großen Unterschied für den oberen Windbereich. Trotzdem machen die kurzen Leinen voll angeblasen oft mehr Spaß, denn sollte man mal zu schnell werden, kann man besser mit der Kante reagieren. Dass ein Schirm mit kurzen Leinen später losgeht, ist ebenfalls richtig. Im unteren Windbereich eines Kites hat man oft nur deshalb genug Druck zum Kiten, weil der Fahrtwind sich zum stationären Wind addiert. Besonders kann man dies bei manchen Leichtwindkites oder beim Snowkiten beobachten. Auf hartem Schnee ist ein Höhelaufen sogar möglich, bevor ein Kite überhaupt richtig fliegt, und wenn man dann in Fahrt kommt, hat man plötzlich erstaunlich viel Druck. Bei langen Leinen wird der Weg durch die Powerzone länger, wodurch der Fahrer mehr Zeit hat, auf das Brett zu kommen und genug Geschwindigkeit aufzubauen. Somit kann man schon im Gleiten sein und genug Fahrtwind haben, bevor der Kite die Powerzone verlässt. Natürlich kommt noch der Effekt hinzu, dass oftmals in größeren Höhen mehr Wind ist und der Kite mit langen Leinen zwangsläufig höher geflogen wird.
Sportlicher
Kitesurfen wird mit kurzen Leinen „radikaler“. Der Schirm fühlt sich direkter an, da man nach einem Lenkimpuls schneller eine Veränderung des Drucks im Kite merkt. Viele Tricks werden mit kurzen Leinen schwieriger, da man den Kite schneller in einen Bereich des Windfensters fliegt, wo man zu wenig oder zu viel Druck hat, oder ihn schneller unterspringt. Zu Nutzen machen kann man sich das besonders bei einem Trick: dem Kiteloop. Bei radikalen und hohen Loops geht es oft darum, den Kite so weit wie möglich in der Powerzone, am besten noch unter dem Kiter durchzuloopen, um maximale Querbeschleunigung zu erhalten. Wenn man dann den Sprung noch stehen will, sollte der Schirm wieder rechtzeitig oben sein, um den Fahrer aufzufangen. Es ist logisch, dass der Weg in die Powerzone und zurück mit kurzen Leinen deutlich kürzer ist und man sich dann auch viel krassere Kiteloops zutrauen kann. Wer Fan von krassen Kiteloops ist und den Schirm so weit wie möglich unter sich durchziehen will, der wird mit kurzen Leinen auf seine Kosten kommen.
Unsere Empfehlung:
Es bleibt zu einem großen Teil Geschmackssache, aber wir wollen eine grobe Empfehlung als Orientierung anbieten.
Kleiner Kite – kurze Leinen.
Das gilt zwar nur für etwas erfahrenere Kitesurfer und ist auch etwas Geschmackssache, aber in unseren Augen fühlt sich ein Sturmkite an 20 Meter Leinen einfach toll an. Bis sieben oder acht Quadratmeter an 25m Leinen ist der kleine Kite gar so weit weg und lange nicht so direkt, wie er sein könnte. Doch Vorsicht: Lenkfehler werden härter bestraft und Sprünge landen wird ebenfalls alles andere als einfacher.
Große Kites- lange Leinen
Für Leichtwindkites sollten es in der Regel 25-27 Meter sein, damit der Kite sich noch halbwegs gut anfühlt und dennoch früh losgeht. Noch länger fühlt sich dann nicht mehr wirklich gut an, kann aber im untersten Windbereich eventuell das fehlende Quäntchen rausholen.
Allround: 22-25m
Für die meisten sind 22-25 Meter ideal. Diese Länge bietet einen guten Kompromiss zwischen Direktheit und Kontrollierbarkeit. Richtung 22 Meter wird es schon spürbar direkter, während Leinen um die 25 mehr Steuerfehler verzeihen.
Kiteloops: 20m
Wer Megaloops machen möchte, der braucht kurze Leinen. 20 Meter, wie Lenten sie fliegt, sind ziemlich ideal. Kiteloops mit sehr kurzen Leinen um 15 Meter machen ebenfalls Spaß, aber in der Regel wird auch die Sprunghöhe darunter leiden. Übrigens: Auch viele Waverider mögen es direkt und setzen auf 20 Meter.